Verein der Freunde der Lenauschule

Sechzig Jahre seit der Einschulung: Lenau-Absolventen treffen sich in Salzburg:

Wir sind alle älter, schwerfälliger und grauer geworden, aber sicher nicht weniger lustig! Und Ricky Pistori, unser Freund, Kamerad, Kollege und Wegfährte aus der Jugend nicht weniger aktiv, wenn es darum geht, ein Treffen zu organisieren, an dem wir lässig entspannt, augenzwinkernd gut gelaunt, nicht einmal zwingend politisch korrekt, dafür aber mutig, intensiv abenteuerlustig, jederzeit gerne improvisierend, neugierig und kreativ, sinn- und glückssuchend zusammentreffen können.

Ein Lob an den eifrigen Organisator, der keine Mühe, kein Telefonat und keine Mail-Orgie gescheut hat, um uns ständig optimal und zeitgemäß zu informieren, zu motivieren und auch bei Laune zu halten. Und auch Salzburg war der perfekte Ort, um Erinnerungen aufzufrischen und Heimatgefühle in einem perfektem Ambiente aufleben zu lassen, auf Straßen, auf Plätzen an Erkern und Ecken, unter Toren und Mauern, die so sehr an Temeswar erinnern.

Wir trafen uns am Freitag Vormittag an der Mozart-Statue. Der durfte auf uns alle herabgucken und sich wundern, wie oft wir uns umarmten und froh waren, uns wiederzusehen. Was für ein berauschendes Gefühl, die Sehnsucht aus den damaligen Tagen wieder zu spüren, die Schönheit der damaligen Welt immer wieder zu umarmen! Die Zeit, als wir Schule und Ferien hatten, unsere Gedanken frei waren und wir uns nach Lust und Laune selig treiben ließen, so nach dem Motto: „Man muss nicht mit dem Strom schwimmen, um mit der Zeit zu gehen“.  Es zeigte sich mal wieder, wie kostbar die Erinnerungen aus unserer Jugend sind. Wir haben kleine Zeitreisen unternommen, in eine längst vergangene Epoche, in der es kein Internet, keine sozialen Medien und kein Smartphone gab – stattdessen Zeit, sich mit Freunden, mit den Angebeteten und mit sich selbst zu beschäftigen.

Der erste Abend stand im Zeichen der typischen Mozart-Klassik mit dem ausgezeichneten Mozart-Kammerorchester Salzburg. Und das natürlich im bestmögliche Ambiente, im Festsaal der Festung Hohensalzburg auf dem Mönchsberg, hoch oben über den Dächern dieser wunderbaren Stadt. Ein Potpourri aus Mozart-Overtüren, wunderbar gemixt mit Stücken von Dvorak und Strauss, gespielt von Profis mit einer hervorragenden Bühnenpräsenz und romantischem Feingefühl. Ich bin definitiv kein Klassik-Fan, aber diesen Abend habe ich genossen und würde ihn jederzeit wiederholen. Ich ging sogar zum Bratsche-Solisten und fragte nach einer CD. Der lachte mich aus und fragte schnippisch, ob ich in der heutigen Zeit noch CDs höre? Doch, sagte ich, gelegentlich Trompetensolos von Chet Baker, doch ein Mozart-Mix nach Art des Kammerorchesters hätte ich noch gerne. Chapeau, Ricky, für die Möglichkeit das alles zu erleben!

Nichts illustriert den Ausflug in die Vergangenheit so auffällig und gleichzeitig so subtil, wie ein intimer Dialog mit den Protagonisten der vergangenen Jahre, die sich mit gleichem Herzblut freuten, wenn man sich an das eine oder andere Detail erinnerte und darüber lachen oder auch weinen konnten. Es war laut, schrill, sanft und auch romantisch, berührend und auch provozierend, aber vor allem authentisch! Man schaltete im Getriebe der Gefühle und tat gemeinsam eine Zeit ohne Bodenunebenheiten auf, eine Welt frei von dem Druck, sich als Held profilieren zu müssen. Es fand ein reger Austausch von Herzenergie statt.  Sie allein gewährte uns Zutritt in eine Traumwelt, zu einer entfirlefanzten Perfektion im verwilderten Garten der Gefühle, die wir vor 60 Jahren erlebt hatten und, die bleibende Narben hinterlassen hat.

Am zweiten Tag saßen wir im Bus und wurden an die herrlichen Film Orte des Klassikers „Sound of Music“ gefahren, durften Julie Andrews und Christopher Plummer und die Trapp-Familie mit ihren sieben Kindern gedanklich noch einmal aufrufen. Das Wetter hat auch herrlich mitgespielt und uns ermöglicht, die historischen Stätten mit ihrer architektonischer Pracht  zu genießen. Der Reiseleiter war gut vorbereitet und hatte für jeden Ausflugspunkt passende Details parat. Mittagessen gab es im Schloß Mondsee, mit außerwählten Speisen, jedoch zu wenig Zeit, um auch noch einen Apfelstrudel im „Frauenschuh“, der berühmtesten Konditorei der Gegend zu kosten.

Dann fuhren wir alle nach Hallstatt – die sogenannte „Perle des Salzkammerguts“, ein landschaftliches Juwel, ein Ort der Superlative und ein lebendiges Dorf, das mit seinem historischen Reichtum, seiner landschaftlichen Lage und seiner kulturellen Symbolkraft weltweit einzigartig ist. Die Geschichte Hallstatts ist untrennbar mit Salz verbunden – jenem „weißen Gold“, das über Jahrtausende Macht, Reichtum und Handel bestimmte. Bereits um 5000 v. Chr. wurde hier Salz abgebaut, was Hallstatt zum ältesten bekannten Salzbergwerk der Welt macht. Die Häuser von Hallstatt kleben förmlich an den Felsen. Enge Gassen winden sich durch das Dorf, verwinkelte Dächer, bunte Fensterläden, kleine Holzbalkone und Kopfsteinpflaster bestimmen das Bild. Viele Gebäude stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und sind liebevoll restauriert. Besonders markant: die evangelische Kirche mit dem spitzen Turm, die auf fast jedem Foto aus Hallstatt zu sehen ist.

Den Abend ließen wir in der Volkswirtschaft „Fuxn“ ausklingen, einer typische Salzburger Wirtschaft, in der ein jeder seinen Hunger nach typischen Köstlichkeiten aus der KuK-Zeit stillen konnte. Die verspeisten Gerichte - ein Aromawunder - erinnerten mich an meine Großmutter, an kulinarische Impressionen, die es bei uns vor allem am Sonntag zu essen gab. Meine Nostalgie durchbrach die augenblickliche Gegenwart und ich dachte an die glücklichen Tage meiner Kindheit, die, viel zu schnell - wie brennende Fahnen - weggelodert waren. Wie schön, wie innig und wie zauberhaft das alles einmal war! Erinnerungen kamen wieder, voll mit tiefen und Schwindel erregenden Gefühlen, die leider traumhaft schnell, und doch voller eindrucksvoller Bilder durch meine Gedanken fieberten. Wenn man andächtig durch den Spiegelsaal seines Lebens schreitet, vervielfältigen sich die Bilder und erscheinen mit neuem Gesicht und neuer Bedeutung, als hätte man sie im Seelen-Roulette durcheinandergewirbelt. Und doch kommt man zum gleichen Schluss: Wie unwiederbringlich ist doch alles im Garten der Gefühle, wie rot und süß der Wein im Erinnerungs-Paradies!

Für alle, die sich den Sonntag Vormittag noch frei gehalten hatten, gab es ein einzigartiges Event im Dom zu Salzburg, der Kathedrale des römisch-katholischen Erzbistums. Der während des Dreißigjährigen Krieges vollendete Barockbau steht unter Denkmalschutz und gehört mit dem historischen Zentrum der Stadt zum UNESCO-Welterbe. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich an einer Sonntagsmesse in der Kirche schon ewig nicht mehr teilgenommen habe. Als Kind, Schüler und Jugendlicher, ließ ich mich des Öfteren von der heiligen Atmosphäre einer Sonntagsmesse verzaubern und genoss das Gefühl, der geheimnisvollen Welt unter der Kirchenkuppel andächtig beizuwohnen, auf der Suche nach der eigenen Spiritualität. Die heilige Messe im Dom war schön, untermalt von Orgelmusik und den Gesängen eines Leimantaler Chors, der sich harmonisch in die Predigt und die Gebete der Beteiligten einordnete. Gerade weil uns diese immer komplexer werdende Welt mit ihrer fröhlich-traurigen Unvorhersehbarkeit täglich fordert, war es so schön, dass wir uns  auch in diesem „heiligen Rahmen“ wieder getroffen haben, um unserer alten Lenauschule,  unserer aufgefrischten Freundschaft und der wiedererlangten Vertraulichkeit ein Denkmal zu setzen. Wir konnten die Zeit für ein Wochenende anhalten  und unserem gestressten Leben eine Bereicherung hinzufügen.

Danke Ricky, danke Reini, und Gottes Segen allen daran Beteiligten.

Fred Zawadzki, Absolventenjahrgang 1977

Sechzig Jahre seit der Einschulung: Lenau-Absolventen treffen sich in Salzburg

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